Mittwoch, 15. September 2010

Bitte wie?!

Ich weiß ja nicht, inwiefern das meinen Lesern bekannt ist - aber ich bin Vegetarierein. Seit nun fast 10 Jahren schon und das sehr gerne und mir geht es gut damit.
Mir ist es normalerweise relativ egal, was die breite Masse darüber denkt, solange ich nicht irgendwie mit den ganz fiesen Klischees (à la "aber dir fehlt dann was in deiner Ernährung, das ist ungesund" oder so) beglückt werde oder ich grobe Fehler serviert bekomme (zB Vegetarier essen bloß kein rotes Fleisch usw)
In solchen Fällen wage ich es dann doch mal den Mund auf zu machen und lasse mich auf - leider meist fruchlose - Diskussionen ein.

Gestern nun aber habe ich etwas gesehen, was mir wirklich ein bisschen das Blut in die Halsschlagader gepumpt und somit ziemlich aufgeregt hat.
Da schau ich doch nichtsahnend ganz normal gemütlich abends auf Pro Sieben "Galileo", als plötzlich ein Beitrag anfängt, mit so Worten wie "Fake-Food", "Fake-Fleisch", "Schummel-Hähnchen" usw.
Es ging um vegane Fleischalternativen und ob sie denn dem "Original" gerecht werden könnten  und wieso die denn unbedingt so aussehen müssen, wie echtes totes Tier.
*rolleyes

1. dem Origenal gerecht werden ist vielleicht gar nicht das Ziel? es soll lecker schmecken und hat dann eben auch gewisse Geschmacksrichtungen wie zB Leberwurst oder so - einfach, weil es die gleichen Gewürze sind. Es heißt dann eben nur so, weil es dem am ähnlichsten ist und somit einfach besser wiedererkennungswert und verkaufbar erscheint - wir leben schließlich in einer Wirtschaftsgesellschaft. Sicherlich werden auch bewusst gewisse Geschmacksrichtungen angestrebt - aber wenn ich dann immer höre "aber es schmeckt gar nicht soooo" dann denk ich mir "ja und? es ist ja auch nicht das!" Zumal es beim Fleisch auch nicht gleich schmeckt - da gibt es auch Unterschiede. Da testen sich die Leute durch - essen sie einmal schlechtes Veggie-Futter schmeckt gleich alles scheiße -.-
Und übrigens: Nur weil man Veggie ist, heißt das auch nicht, dass man nicht gerne Fleisch essen würde- es schmeckt vielen Leuten ja trotzdem - jedoch können sie aus ethischen oder moralischen gründen vielleicht einfach nicht damit umgehen bzw. wollen da auch nicht - die suchen natürlich und mit gutem Recht nach ähnlichen Alternativen - und?


in dem Beitrag übrigens war ein Großteil unwissend und hat keine Unterschied beim Geschmackstest festgestellt *süffisant grins*


2. warum es so aussieht. Die Formdiskussion ist auch bei den "Hardcore-Veggies" verbreitet - aber meiner Meinung nach einfach doof. Ein Schnitzel sieht eben so und so aus, weil es eben eine praktische Form ist - einen Würfel paniert würde doch keiner essen, weil es einfach komisch und unpraktisch ist - da ist so ein rundliches Etwas eben besser.
Genauso eine Wurst - die Form ist eben praktisch - und nur, weil da vorher totes Tier drin steckte, heißt das nicht, dass das Veggie-zeugs das Tierzeugs nur nachmacht *seuftz


3. Wieso zum Henker denn bitte "Schummelfleisch" oder "Fake-Fleisch"
Da steht deutlich drauf "vegan" - seeehr groß zudem noch! Und schummeln ist für mich etwas, was unter der Hand gemacht wird.
Wer Lesen kann ist klar im Vorteil, sag ich da nur zu.
Klar - "Schummel-Hähnchen" und "Fake-Food" (ahja, fake-food? und was ist es dann, wenn kein echtes essen?!) sind Zuschauerköder - aber dumme, wie ich finde.

Ich habe mich da gestern Abend wirklich lange drüber aufgeregt.
Und vor allem setzten sie da dann einen dummdreistblöd grinsenden dicken Koch vor die Kamera, der vor dem Probieren scheinbar gesagt bekommen hat, dass er da veganes Essen vor der Nase hat und dann natürlich behauptet, das würde ja niiie an echtes Fleisch rankommen, schmeckt nur wie ein Gemüseburger usw (hallo?! das will ein Koch sein?! ein vegetarisches Schnitzel schmeckt sicherlich *nicht* wie ein Gemüseburger - da ist nämlich mal kein Gemüse dran in der Art, wie an nem G-Bürger oO)


Boah, das war echt seit langem mal wieder einer der Tiefschläge von Galileo bzw. von der öffentlichen Darstellung vegetarischen / veganen Essens.
*seuftz
echt schade!


Dabei kann Galileo doch auch anders! Ich bilde mir ein, vor etwa einem Jahr kam ein sehr positiver Beitrag über ein "milchloses, fleischloses Ersatzprodukt" (mein Mann und ich haben recherchiert - das müsste Valess gewesen sein) und der kam auch sehr gut ohne solche dämlichen Parol-Titulierungen a la "Fake-Food" oder abwertender Ignoranten-Kommentare aus...


Aber naja - mir könnte man jetzt auch vorwerfen, ich würde den vegetarier-Gegnern nicht ihre Meinung lassen ... Das lass ich natürlich! Jeder soll doch bitteschön das essen, was er will - aber uninformiert und ohne ein bisschen Verständnis bzw. Bereitschaft zuzuhören und genauer hinzusehen - da macht mir das dann auch keinen Spaß mehr und da muss ich dann doch mal Dampf ablassen.


Also - Esst, was ihr mögt und habt Spaß daran - aber verderbt es bitte nicht eurem Gegenüber und hört zu und recherchiert bei Fragen genauer bitte!


Danke. ;)


5 Kommentare:

  1. Das klingt ja nun wirklich blöd ...
    Ich hab auch schon seltsame Gemüseburger gegessen - aber eben auch sehr leckere ... Grundsätzlich ist natürlich ein Unterschied da, aber aus irgeneinem Grund will man ja vegetarische Sachen essen, wenn man sich sowas kauft. Wenn man ein Schweineschnitzel essen wollen würde, würde man sich ja eins kaufen ...
    Galileo hat mich in den letzten Jahren allerdings immer mehr enttäuscht, so dass ich es jetzt gar nicht mehr gucke ... Ich brauch keine Wasserrutschenwettbewerbe oder ähnlichen Kram ^^

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  2. Hach was musste ich über deinen Text schmunzeln! Toll geschrieben! :D

    Ich finde echt schade, dass das Fake-Fleisch durch solche Berichte lächerlich gemacht wird.
    Ich selber finde es leider gar nicht lecker, aber es gibt eben auch viele denen es schmeckt oder die es essen müssen, weil sie Fleisch nicht vertragen.
    Dadurch wurden wieder eine Menge Vorurteile geschürt.. Schade! :(

    Liebe Grüße
    Álfi, die nun hunger auf Haferbratlinge hat..

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  3. mein Partner ist auch Veggi, demnach achte ich nun auch viel bewuster darauf, was mir in den Einkaufswagen hüpft. Ich habe auch schon einiges gegessen, was schmeckte,. zum beispiel die ganzen Brotaufstrihe etc, aber ganz ehrlich.: Ein Schnitzelimitag kann man auch in einer Toastbrotform machen. Läst sich ökonomischer verpacken, warum tunse des nicht, sondern wählen bewust den Weg, das essen so aussehen zu lassen, wie echtes Fleisch? Ich finds albern. echt! Veggi alles schön und gut, aber die Fleischlose Föleischwurst und die Bratlinge in Form von schneckenwurst etc. sind alles kleine süße, manchmal gut und manchmal beschissen schmeckende Varinaten, sich selbst zu belügen. Das sieht sogar mein Freund so. der hätts lieber, wenn man nicht überlegen müsste, warum das ding die Form von Fleisch xy hat

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  4. @bloddy: oooh ja, die Brotaufstriche sind meistens echt zum reinlegen - das ist irgendwie auch immer das, was viele Fleischesser zunächst bemerken uind auch für gut befinden ^^ war bei meinem Mann auch so :)

    Aber bezgl, der Formdiskussion - ich seh da wie gesagt kein PRoblem bei, wenn es eben zB in einer Wurst serviert wird - wie bereits gesagt - das ist eine praktische Form, die eben nicht zwangsläufig für Fleisch gernutzt werden muss. und "Schnitzel" kann man sicher auch in Toastbrotform basteln - aber dann fragt man sich wieder - wieso dann diese Form? schmeckt es denn wie toast? usw usw - ich finde die Form nicht sehr ausschlaggebend und mich interessiert sie auch nicht - ein selbstbetrug? hm, vielleicht für manche - aber wie ich auch schon meinte (oder wie auch Carolin schrieb) manche müssen ja auch aus gesundheitsgründen aufhörne bzw eben aus ethischen gründen wollen sie nicht mehr - diese menschen wollen ja nicht mehr fleisch essen, weil es ihnen nicht schmeckt - darum bevorzugen sie vllt eben so eine Form - aber selber beschummmeln find ich ist das nicht, denn jeder ist sich ja im klaren, was er da isst - keiner wird sich da hinsetzten und sich einreden "ich ess grad echtes hühnchen" ;)

    Aber ganz lieben Dank für deine Meinung - und ich weiß, dass das ein vieldiskutiertes thema ist ^^

    LG palan

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  5. *gg Palan, den Beitrag hab ich auch gesehen und mich genauso über den Koch aufgeregt... und über den Tipp, seinen Omni-Freunden als Veggie auf dernächsten Grillparty einfach die Alternative vorzusetzen. Hallo? Ich will ja auch nicht, dass mir einer was vorsetzt, sagt, es wäre kein Fleisch drin und mich damit belügt! Klar, ich sterbe nicht an nem Stück Fleisch, aber ich will es nicht und das haben bitte alle zu respektieren. Genauso wie ich respektiere, dass sie eben anders leben!

    Zur Formdiskussion... es gibt doch diese Toastys mit richtigem Fleisch, die Viereckig sind... und Burgerpatties beim Fresstempel sind ja auch irgendwie immer perfekt geformt... für mich zeugt eine geometrische Form irgendwie unterbewusst von Formfleisch= gepresstes Restfleisch und deswegen finde ich die "organisch" anmutende Form von Veggie-Schnitzeln vertrauenserweckender...
    Und die Wurstform wurde ja nicht umsonst erfunden, ist also praktisch und wurde deswegen übernommen. Gibts auch Diskussionen, warum Sojamilch ( ersten so heißt und zweitens) in Tetrapaks verkauft wird, die Milchkartons sehr ähnlich sehen?

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